Freitag, den 22.12.2023 13:19
Alter: 317 Tag(e)
Wir erhielten die traurige Nachricht, dass Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt am 10.12.2023 im Alter von 74 Jahren verstorben ist. Mit dem Tod von Manfred Grohnfeldt geht in der Sprachheilpädagogik eine Ära zu Ende – so werden es sehr viele mit uns empfinden. Mit Fug und Recht kann Manfred Grohnfeldt als der Chronist der Sprachheilpädagogik in der zweiten Hälfte ihres reichlich hundertjährigen Bestehens bezeichnet werden. Denn er erkannte und benannte über Jahrzehnte geschichtliche Perspektiven und Weichenstellungen in der Sprachheilpädagogik.
In der dgs-Bayern war Manfred Grohnfeldt über viele Jahre im Vorstand tätig und prägte vor allem als Universitätsprofessor an der LMU München die Sprachheilpädagogik in Bayern, so dass er vielen Mitgliedern persönlich oder zumindest durch seine zahlreichen Veröffentlichungen bekannt war.
Nach dem Studium der Pädagogik der Gehörlosen- und Schwerhörigen-, und Sprachheilpädagogik in Bremen und Promotion in Hamburg wurde er mit nur 29 Jahren 1977 zum Professor für Sprachbehindertenpädagogik an die Hochschule in Reutlingen berufen. Nachdem er zwischen 1987 und 2000 als Universitätsprofessor an der Universität zu Köln und Direktor des Seminars für Sprachbehindertenpädagogik in Köln tätig war, wechselte er 2000 nach München an die Ludwig-Maximilians-Universität, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2014 lehrte und wirkte.
Unübertroffen ist Manfred Grohnfeldt in seiner Schaffenskraft. Mit über 300 Veröffentlichungen in Form von Herausgeberwerken, Studienreihen, Artikeln und Rezensionen zeigt er eine unermüdliche Passion, auch bis an sein Lebensende. Seine Schriften zu den großen Themen der Sprachheilpädagogik wie Geschichte, Wandel, Standortbestimmung, Selbstverständnis oder Menschenbilder bzw. Lebensverläufe waren und sind für viele Studierende, Lehrende und an der Sprachheilpädagogik Interessierte ein langjähriger Begleiter.
Ende der 1980er Jahre wurde Manfred Grohnfeldt in den Wissenschaftlichen Beirat der dgs berufen, und lenkte von da an zusammen mit Prof. Dr. Gerhard Homburg und Prof. Dr. Jürgen Teumer in historischen Konzept- und Positionspapieren sowie Stellungnahmen z.B. für die Kultusministerkonferenz (KMK) die Geschicke der Sprachheilpädagogik entscheidend mit, u.a. mit Überlegungen zum Übergang von der Sprachheilschule zu sonderpädagogischen Förderzentren. Im Hauptvorstand der dgs war er tragendes Mitglied, legendär waren seine Zusammenfassungen und Strukturierungen, die stets mit den Worten “Ich möchte das bisher Gesagte noch einmal zusammenfassen” begannen. Auch als Redakteur der Sprachheilarbeit war er ein Jahrzehnt aktiv und gestalte dieses Medium der deutschen Sprachheilpädagogik entscheidend mit. Nach seinem Ausscheiden aus dem Wissenschaftlichen Beirat fungierte er weiterhin als Gutachter und nahm z.B. in der Rubrik “Auf ein Wort” pointiert Stellung zu sprachheilpädagogischen und sprachtherapeutischen Entwicklungen Neben weiteren Tätigkeiten wie Hochschulreferent war er auch der dgs-Biograph: Sein unübertreffbares historisches Wissen, aber auch seine Innensichten führte er in seiner ihm eigenen Art mit äußerster Präzision in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der dgs zusammen, in der alle Facetten bis ins kleinste recherchiert und aufgezeichnet, aber auch in gesamtgesellschaftliche Kontexte gestellt wurden. Die für ihn typischen mahnenden und zukunftsorientierten Betrachtungen durften natürlich auch hier nicht fehlen!
Nun trauern wir um Manfred Grohnfeldt, der die dgs Bayern aktiv mitgestaltete. Unser besonderes Mitgefühl gilt seinen drei Kindern. Wir gedenken Manfred Grohnfeldt mit Dankbarkeit, Respekt und Anerkennung.
Hier noch eine schöne Erinnerung an Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt, die im Rahmen seiner Emeritierungs-Veranstaltung aufgenommen wurde:
Laudatio: Fakultätstag zu Ehren von Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt am 2.6.2014 in Schloss Nymphenburg
Epilog: Fakultätstag zu Ehren von Prof. Dr. Manfred Grohnfeldt am 2.6.2014 in Schloss Nymphenburg